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WissenWas ist Yoga? Das muss du unbedingt wissen, um Yoga praktizieren zu können

Was ist Yoga? Das muss du unbedingt wissen, um Yoga praktizieren zu können

Du spielst mit dem Gedanken mit Yoga zu beginnen oder bist schon länger Mitglied in einem (Online-)Yogastudio? Welche Bedeutung hat Yoga und wie kann es dein Leben besser machen? Gehört dazu eine perfekt sitzende Yogaleggings oder kannst du dir die 100€ dafür vielleicht sparen? In diesem Beitrag erfährst du, was du unbedingt über die Bedeutung von Yoga wissen musst, wenn du diese Praxis auf eine langfristige und wertschätzende Weise in dein Leben integrieren und dabei gleichzeitig Geld sparen möchtest.

Inhalt

    Disclaimer: Yoga ist eine jahrhundertalte Tradition und fester Bestandteil der indischen Kultur. Dieser Beitrag zeichnet davon lediglich ein grobes Bild und ist als Einleitung ins Thema zu verstehen. Um die Wurzeln dieser Tradition wertzuschätzen, ist es wichtig, sich kontinuierlich mit den Hintergründen auseinanderzusetzen, seine eigenen Privilegien zu reflektieren und dafür einzusetzen, dass weniger kulturelle Aneignung in Bezug auf Yoga stattfindet. Am Ende des Beitrags findest du daher eine Liste mit Literaturempfehlungen von Menschen, die aus der indischen Kultur stammen und somit ein umfassenderes Bild von Yoga zeichnen können, als ich dies, als weiße Europäerin, je tun könnte.

    Was ist Yoga und warum du dafür keine teure Yogaleggings brauchst

    Deine Freundin besucht seit einigen Jahren regelmäßig Yogastunden und beginnt im nächsten Monat ihre Ausbildung zur Yogalehrerin. Sie schwärmt dir ständig von der Wirkung von Yoga vor und was es in ihrem Leben alles verändert hat. Du fragst dich immer öfter, ob Yoga auch etwas für dich sein könnte. Immer mehr Menschen in deinem Freundes- und Bekanntenkreis reden von Yoga und wie gut es ihnen tut. Deine Freundin hat die Ausbildung abgeschlossen und unterrichtet nun mehrmals wöchentlich Kurse. Nächste Woche besuchst du das erste Mal eine Yogastunde, im Yogastudio um die Ecke, eines von dreien, das in den vergangenen Monaten eröffnet hat.

    Vielleicht erkennst du dich in dieser Szenerie wieder? Nicht unwahrscheinlich, denn: mittlerweile praktiziert jede:r fünfte Deutsche Yoga. Diese Zahl hat sich seit 2018 vervierfacht.1 Boom.

    eine Konjunkturphase, in der die wirtschaftliche Aufwärtsbewegung einen Höhepunkt erreicht. In der Hochkonjunktur herrscht ein hohe Güternachfrage, die Produktionskapazitäten der Unternehmen sind voll ausgelastet.2

    Das ist eine Definition für das Wort Boom und nichts könnte Yoga, wie es im Westen überwiegend verkörpert wird, besser beschreiben. Wenn dir der Besuch deiner allerersten Yogastunde bevorsteht, frage dich gerne einmal, wie du dich darauf vorbereitest? Auch, wenn du schon länger Yogastunden besuchst, schau zurück: was hast du damals bei Google eingegeben und welche Seiten wurden dir vorgeschlagen? Vielleicht liegt die Leggings mit Leopardenmuster für 109,00€ schon in deinem Schrank. Falls nicht, dann lies weiter und spare dir das Geld.

    In diesem Beitrag soll es um die Entstehung und Bedeutung von Yoga gehen. Bevor wir uns dem widmen, ist es wichtig zu verstehen, welches Bild von Yoga, im Westen, aktuell das allgemeine Verständnis prägt. Überleg also gerne nochmal: was hast du in Bezug auf Yoga bereits alles gegoogelt? Wenn wir uns unser aktuelles Verständnis radikal ehrlich bewusst machen, können wir das, was Yoga wirklich ist, besser verstehen und erkennen, wie wichtig es ist, genau das, mehr in den Mittelpunkt unseres gelebten Verständnisses zu rücken.

    Das westliche Verständnis von Yoga ANhand der Umsätze von LULULEMON

    Lululemon ist ein Sportbekleidungshersteller, der durch seine Produktvielfalt an „Yogabekleidung“ bekannt geworden ist. Mittlerweile bietet Lululemon auch Artikel für andere sportliche Aktivitäten, wie Laufen oder Fitness, an, um seine Zielgruppe zu vergrößern. Bei der Kundschaft wird er weiterhin vor allem mit Yoga in Verbindung gebracht.

    Nike hatte 2022 einen jährlichen Umsatz von ca. 43,89 Millionen Euro, dahinter folgte Adidas mit 22,51 Millionen Euro. Danach wird der Abstand deutlich größer und als nächstes folgt Puma mit einem Umsatz von 8,57 Millionen Euro.3 Lululemon hatte im Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz von 5,73 Millionen Euro, dieser Wert liegt im aktuellen Geschäftsjahr (Stand: 21.11.2023) bei 7,43 Millionen Euro. Tendenz weiter steigend.4

    Ein Blick auf die Umsätze von Lululemon macht zum einen deutlich, dass Yoga immer beliebter wird, wenn sich der jährliche Umsatz mittlerweile großen und etablierten Herstellern wie Puma annähert, besonders, wenn man bedenkt, dass dieser eine weitaus größere Produktvielfalt anbietet und damit per se potenziell eine größere Kundschaft hat. Auf der anderen Seite wirft es die Frage auf: was ist beim Yoga überhaupt wichtig?

    Was bedeutet es ein Yogi oder eine Yogini zu sein?

    Das Bild von Yoga, wie es im Westen besteht, ist konträr zu dem, was Yoga in Indien bedeutet und wie es dort praktiziert wird. Das lässt sich an den Umsatzzahlen von Herstellern von „Yogabekleidung“ erkennen, ebenso wie an den häufigsten Suchanfragen bei Google zum Thema Yoga, wenn man es mit dem vergleicht, was dir die Menschen die sagen, sie praktizieren Yoga, über das Yogasutra erzählen können oder darüber was Namasté bedeutet und wie man es verwendet. Jedes Jahr gibt es neue Testsieger beim Yogamattenvergleich und wenn man dann noch die perfekte Yogaleggings besitzt, ist man eine Yogini oder ein Yogi.

    Oder?

     

    a yogi is a person who has spent many years practising the philosophy of yoga, and is considered to have reached an advanced spiritual state.5

    Im Westen sprechen Yogalehrende die Teilnehmenden ihrer Yogakurse ganz selbstverständlich als Yogis oder Yoginis an. Bei einer Quizshow im Nachmittagsprogramm eines Fernsehsenders wird die Frage gestellt, wie die Bezeichnung für eine Yoga ausübende Frau bedeutet? Yogini, klar.

    Aber was bedeutet es Yoga auszuüben? Mach an dieser Stelle gerne nochmal eine kurze Lesepause und überlege, welche Bilder dir als erstes durch den Kopf gehen, wenn du an Menschen denkst, die Yoga machen. Danach weite deinen Blick: welche Bilder siehst du auf Instagram oder anderen Plattformen, wenn es um Yoga geht?

    Hier im Westen reicht es, wenn du einmal eine Yogastunde besuchst, in den herabschauenden Hund kommst, um Yogi oder Yogini genannt zu werden. Aber besteht Yoga nur aus Asanas (Körperhaltungen)? An dieser Stelle tauchen wir tiefer in die wahre Bedeutung von Yoga ein, denn: Yoga ist mehr als Asanas,

    Das Yogasutra als Leitfaden, wenn es um die Bedeutung von Yoga geht

    Pantanjali hat im Yogasutra, welches 195 Sätze, untergliedert in vier Abschnitte, umfasst, die Fragmente des Yoga zusammengetragen, welche sich über die Jahrtausende gebildet hatten. Yoga versteht man in Indien als eine der wichtigsten von neun Schulen der Philosophie.6

    Das Wort Sutra bedeutet in einer Übersetzung „Faden“ und meint damit im übertragenen Sinn, das Zusammenhalten, ähnlich einer Perlenkette, von verschiedenen Sätzen. Dabei stellt jeder Satz eine Perle da, der für sich allein in seiner Bedeutung genau betrachtet werden sollte. Hierbei wird auf Ausschmückungen verzichtet, sodass ausschließlich der Kern der Bedeutung in den Vordergrund gestellt wird.7

    Im Yogasutra geht es nicht, wie so oft in philosophischen Schulen, um die Frage, wie das Leben aktiv gestaltet werden kann oder Hindernisse und Herausforderungen überwunden werden können, vielmehr konzentriert das Sutra sich auf den Geist und wie dieser erforscht und verstanden werden kann, um einen klaren (Lebens-)Weg zu finden.7

    Es geht genauer um die Wiederherstellung von purusha [reines Bewusstsein] und die Loslösung von pakriti [Urstoff des Universums], das durch eine achtsame Lebensführung erreicht werden kann, wie sie Pantanjali in seinem Yogasutra unter dem achtgliedrigen Pfad zusammenfasst. Dieser Pfad setzt sich aus acht Elementen zusammen, eins davon: Asana.

    Wenn wir an dieser Stelle nochmal an den Anfang unserer Entdeckungsreise denken, in der wir uns damit auseinandergesetzt haben, wie sich unser eigenes Bild von Yoga zusammensetzt und wie es beispielsweise in Medien verkörpert wird und das mit dem vergleichen, was wir jetzt wissen, können wir erkennen, dass Yoga weitaus mehr ist, als in eine Yogastunde zu gehen, in der es überwiegend um die Asanapraxis geht.

    Bist du also wirklich ein Yogi oder eine Yogini?

    Neben dem Yogasutra von Pantanjali gibt es noch weitere wichtige Texte, die die Yogaphilosophie prägen, wie beispielsweise die Bhagavad Gita oder die Upanishaden.

    An diesem kurzen Abriss lässt sich bereits erkennen, wie vielfältig geprägt die Entstehung der Yogaphilosophie ist und auch die Bedeutung des Wortes „Yoga“ verkörpert diese Vielfältigkeit.

    Das Wort Yoga ist Sanskrit, die älteste gelehrten Sprache der Welt, und hat mehrere Bedeutungen. Zum einen befindet sich im Wort Yoga der Wortstamm yuj, was so viel bedeutet, wie Konzentration und der Wortstamm yujir stehend für Verbindung.6

    als würde jedes Wort dieser uralten Sprache, die vielen Schichten der Geschichte in sich tragen.6

    Die verschiedenen Formen von Yoga

    Wenn du einen Yogakurs für dich suchst, hast du dir bestimmt schon die Frage gestellt, ob Hatha-Yoga das Passende für dich ist oder du dich mehr beim Yinyasa-Yoga siehst. Bei deiner Recherche hast du gelesen, dass es auch passives Yoga, wie Yin oder Restorative Yoga gibt und irgendwo lagen Menschen in einem Tuch, das von der Decke hing: Aerial Yoga, davon hat eine Freundin dir letztens berichtet.

    Die Frage „welcher Yogastil passt zu mir?“ ist bei vielen, die mit Yoga beginnen möchten, aber auch bei denjenigen, die bereits seit längerem Stunden besuchen, sehr präsent. Da die Stunden von Studios auch dementsprechend ausgeschrieben sind, kann der Eindruck gefestigt werden, Yoga bestehe nur aus Asanas: entweder ich halte sie statisch (Hatha-Yoga), mache daraus fließende Bewegungen (Yinyasa Yoga) oder liege die ganze Zeit nur auf meiner Matte, umgeben von Bolstern, Kissen und Decken (Restorative Yoga).

    Um zu verstehen, dass Yoga über den körperlichen Aspekt hinausgeht, geht dieser Abschnitt nochmal kurz auf die verschiedenen Yogastile ein.

    im Laufe der Zeit haben gewisse Elemente des spirituellen Lebens, die wir im Yoga-System von Patanjali gesehen haben, an Bedeutung gewonnen und sich zu einer besonderen Form von Yoga entwickelt und verselbstständigt. […] Darum ist Pantanjalis Schrift Yogasutra vergleichbar mit einer Urquelle, die verschiedene Ströme speist.6

    Wie am Anfang dieses Abschnittes festgestellt: es gibt verschiedene Yoga-Stile. Diese Stile beschreiben vor allem den körperlichen Schwerpunkt der jeweiligen Praxis und sind, wie durch das vorangegangene Zitat deutlich wird, alle aus dem Yogasutra entstanden. Andere Aspekte der Philosophie, die im Sutra beschrieben sind, werden unberücksichtigt gelassen beziehungsweise bekommen, je nach lehrender Person, eine unterschiedliche Intensität an Aufmerksamkeit.

    Wenn es um die körperliche Yogapraxis (Asanapraxis) geht, spricht man von Hatha-Yoga. Dies ist ein Oberbegriff unter dem auch alle anderen Yogastile zusammengefasst werden, die im Laufe der Zeit entstanden sind (Yinyasa Yoga, Yin Yoga, etc.) Gleichzeitig hat sich Hatha-Yoga mit der Zeit selbst zu einem eigenem körperlichen Yogastil entwickel

    Yoga und Kulturelle Aneignung

    Zu Beginn haben wir über Yogaleggins gesprochen und wie Lululemon seine Umsätze genau damit Jahr für Jahr steigert. Betrachtet man ausschließlich diese Repräsentation von Yoga, könnte man schlussfolgern, dass es hierbei lediglich um eine weitere Art und Weise handelt, Sport zu treiben, um schlanker, schöner, etc.  zu werden und nebenbei seine Entspannungskompetenzen zu fördern.

    Was wir bis hierin aber gelernt haben: Yoga ist mehr als eine körperliche Praxis. Es ist eine jahrhundertalte Tradition, deren Ursprünge vielfältig sind, sodass hier nur eine Nuance davon besprochen werden konnte. Aber allein diese zeigt: Yoga ist mehr.

    Der Übergang von Umsätzen in Millionenhöhe zu einer alten Schrift, die ein Gelehrter verfasst hat, kam dir hart und abrupt vor? Stell dir aber genau das mal aus der Perspektive von Inderinnen und Inder vor, bei denen Yoga ein essentieller Bestandteil der Kultur ist.

    the act of taking or using things from a culture that is not your own, especially without showing that you understand or respect the culture.8

    Wenn wir hier im Westen Yoga praktizieren (möchten), dann sollten wir uns fragen, wie wir dessen Wurzeln wertschätzen können? Wie können wir dazu beitragen, dass der wahre Kern von Yoga in den Vordergrund kommt und was bedeutet es, wenn ich mich eher damit beschäftige welche Yogaleggins ich für meine (körperliche) Praxis brauche, anstatt mich damit auseinanderzusetzen, wie ich auf andere, kostenlose Weise, meine Yogapraxis vertiefen kann?

    Zusammenfassung

    Dieser Beitrag hat sich auf der einen Seite damit beschäftigt, welches Bild von Yoga im Westen herrscht und auf der anderen Seite mit den Ursprüngen von Yoga in der indischen Kultur. Es ging um teure Yogaleggings und das Yogasutra. Dieser Kontrast hat gezeigt, wie wenig Yoga im Westen an vielen Stellen mit den Ursprüngen zu tun hat und dass diese Philosophie ihrer Vielfältigkeit beraubt wird. Durch eben diesen Kontrast wurde zudem auch deutlich, was Yoga überhaupt ist und wie wichtig es ist, dazu beizutragen, dass genau das mehr in dem Vordergrund gerückt wird.

    Du möchtest eine Yogapraxis für dich entdecken, die zum einen die Wurzeln des Yoga wertschätzt und die dein Wohlbefinden zum anderen genau dadurch positiv beeinflusst? Dann werde Teil eines Yoga-Kurses im Zaidu und entdecke diese wertschätzende Art und Weise Yoga zu praktizieren. 

    Quellennachweis

    Literaturempfehlung zu den Hintergründen von Yoga

    1. Gunturu, V. (2020). Yoga, Geschichte, Philosophie, Praxis. München: C.H.Beck Wissen
    2. Siram, R. (2006). Pantanjali, Das Yogasutra, Von der Erkenntnis zur Befreiung. Bielefeld: Theseus in Kamphausen Media GmbH
    3. Desikachar, T.K.V. (1995). The Heart of Yoga. Developing a personal Practice. Vermont: Inner Traditions International

    Literaturempfehlung zum Thema Kulturelle Aneignung

    1. Sangeeta Lerner (u.a. Artikel „Yoga ist kein Sport, es ist eine Heilmethode“,09.2023, erschienen beim Spiegel → Artikel ist kostenfrei auf dem Instagramprofil von Sangeeta zu finden, so wie viele weitere Impulse und Termine für diverse Veranstaltungen)
    2. Sarah Zaheer (u.a. Podcastfolge „Schluss mit Namasté – Über die Dekolonisierung von Yoga“, 03.03.2023, erschienen bei Deutschlandfunk) & Maya Zaheer (a. Podcastfolge “Decolonize Yoga – mit Sangeeta Lerner über kulturelle Aneignung & Yoga”, 24.04.2022, Curry On!)
    3. Tejal Patel und Jesal Parikh (Podcast: „Yoga is dead“)

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